Am Tier(halter) wird reichlich Geld verdient. Das ist nicht falsch, solange das was angeboten wird dem Tier auch wirklich zugute kommt und nachvollziehbare Preise besitzt. Leider wird gerade dem Erst-Hund Besitzer viel angedreht, was gar nicht notwendig, manchmal überflüssig und leider zu oft sogar schädlich ist.
In diesem Artikel beschäftigen wir uns zuerst mit dem, was man eben nicht braucht um dann im nächsten Artikel zur sinnvollen (Erst-)ausstattung zu kommen…
Futter
Der Legende nach gab es eine Zeit in der Hunde von dem lebten, was im Haushalt übrig war.
So radikal wollen wir natürlich nicht sein, denn eine gute Ernährung mit hochwertigem Futter ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zum langlebigen, vitalen Vierbeiner.
Leider ist das Thema Futter aber, wir so oft auch beim Menschen, geradezu religiös bewertet.
Lassen Sie sich nichts vor machen. Ein gutes Futter ist eines, das dem Hund bekommt. Welche Marke und welche Preisklasse das ist mag vor allem für den Händler wichtig sein, der Hund schert sich darum nicht. Was ist also wichtig beim Futter?
– Hat der Hund (Welpe) das Futter schon beim Züchter bekommen? Hat er es gut vertragen?
– Ist (bei Trockenfutter) die Größe der einzelnen Croques korrekt? Verschluckt sich der Hund, sollte man auf etwas größeres wechseln. Hat er Probleme beim Zerkleinern, sollte es vielleicht kleiner oder evtl. in Wasser eingeweicht sein.
– Zeigt der Hund ein abnormes Verlangen nach Pferdekot, Hundekot, Gräsern oder gar Steinen? Das sind deutliche Hinweise auf einen Mangel. Fragen Sie bitte im Fachhandel oder beim Tierarzt was zu tun ist.
– Besitzt der Hund einen extremen Geruch oder ist er gar verfärbt? Ist die Konsistenz zu dünn oder hat der Hund Probleme mit Verstopfung? Sondert der Hund gewaltige Mengen Fäzes ab? Nur zu gerne verwenden Hersteller billiges Inulin als Füllstoff, ähnlich Maltodextrin in Menschennahrung. Die Folge sind, vor allem beim Welpen, oft Verdauungsstörungen.
Auf keinen Fall benötigen Sie drei verschiedene Futtersorten, egal was der Händler Ihres Vertrauens Ihnen erzählt.
Zahnpflege
Da Hunde nur in den seltensten Fällen mit einer Zahnbürste umgehen können, sollten Sie unbedingt dafür Sorge tragen, dass das Hundegebiss möglichst sauber ist.
Die wenigsten Hunde benötigen hierfür eine Spezialzahnbürste mit Zahnpasta in der Geschmacksrichtung Wildfasan. Auch wenn das bei sehr empfindlichen Hundegebissen, vor allem auf tierärztlichen Rat, sinnvoll sein kann: normalerweise ist das mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Sorgen Sie lieber für reichlich „Nagezeugs“ wie im „was man (wirklich) braucht“ Artikel beschrieben.
Futternapf
Der Hund braucht einen Napf. Seinen Napf. Der Mittelpunkt seines kulinarischen Lebens.
Was er selten benötigt, ist ein Anti-Schling-Napf. Diese Näpfe hindern echte Schlinger nicht daran, ihre Nahrung zu „inhalieren“, aber sie macht das Fressen nur allzu oft zu einer schmerzhaften Angelegenheit. Sinnvoller ist es, den Napf vor „Futterneidern“ zu schützen, beispielsweise durch Füttern in getrennten Räumen.
Schlafplatz
Hund ist nicht gleich Hund. Eine robuste Hunderasse benötigt mit Sicherheit weniger Komfort als das italienische Windspiel aus der Show-Zuchtlinie.
Trotzdem sollten Sie gerade beim Schlafplatz Umsicht walten lassen: Auch Hunde lieben Gemütlichkeit. Vor allem, wenn Sie Ihren Hund nicht allabendlich in Ihrem Bett begrüßen wollen, sollten Sie ihm einen echten Rückzugsort schaffen.
Hundemantel
Sie glauben, Hundemäntel sind nur dazu da, sich zum Affen zu machen? Ein Zeichen für einen kranken Geist, der Hund hat schließlich Fell?
Kommt darauf an.
Ein Schäferhund benötigt außer bei langen Wanderungen in sehr kalter und sehr feuchter Umgebung keinen Hundemantel. Kurzhaarige Rassen indes schon. Glauben Sie nicht? Fragen Sie mal jemanden mit einer Kurzhaarfrisur was sein Kopf nach einer Stunde im Nieselregen bei +2 Grad Celsius sagt. Und dann bedenken Sie: Der menschliche Kopf hat durch seine (bei manchen Menschen) angeregte Tätigkeit eine exquisite Heizung. Ein kleiner Jack Russel nicht.
Also: Hundemantel ja, aber bitte mit Verstand. Es ist nicht nötig bei jeder Kleinigkeit gleich mit der ganzen Garderobe anzurücken, bei niedrigen Temperaturen und kurzhaarigen Hunderassen sind sie aber ein großes Plus. Gerade Welpen sind noch viel empfindlicher als man gemeinhin denkt.
(Fell-)pflege
Hier gibt es reichlich Tinkturen, Wässerchen, Öle und allerlei Zubehör das selbst der langhaarigste Hund nicht braucht. Fragen Sie den Züchter und falls der nicht verfügbar ist Halter der gleichen Hunderasse nach dem was Sie wirklich benötigen!
Halsband oder Geschirr
Auch hier begegnet man oft recht festgefahrenen Meinungen. Tatsache ist, dass Hunde die nicht stark zerren und nicht „in die Leine springen“ keine Schäden an der Halswirbelsäule zu fürchten haben. Auch ist die Belastung auf die Halswirbelsäule durch die Wahl eines möglichst breiten Halsbands (Richtline: Mindestens so breit wie der Nasenschwamm des Hundes) schon sehr viel geholfen.
Bedenken Sie bitte, dass Hunde die einmal an ein Geschirr gewöhnt sind nur ungern auf ein Halsband wechseln und dass Welpengeschirre nur sehr begrenzt mitwachsen. Hinter der Geschirr-Empfehlung stecken nicht unbedingt nur wohlmeinende Überlegungen in Bezug auf den Hund…
Leine
Keine Leine mit flexibler Länge. Es sei denn Sie möchten einen Hund, der nie und nimmer leinenführig wird. Die in der Länge flexiblen Leinen sind sehr bequem, für einen nicht erzogenen oder jungen Hund aber äußerst kontraproduktiv. Abgesehen davon ist die Verletzungsgefahr bei lebhaften Hunden nicht zu unterschätzen. Zu diesem Thema gibt’s hier bald auch einen Artikel, schauen Sie einfach mal nach.
Spielsachen
Wichtig. Vor allem, wenn der Hund keinen Spielpartner hat oder alleine sein üben muss.
Spielsachen sind Verschleißteile. Gerade bei jungen Hunden macht es keinen Sinn, teure Spielsachen zu kaufen. Viel sinnvoller: Mehr davon 🙂 Ihr Hund wird es Ihnen danken. Wenn die Spielsachen dann auch noch ungiftig und ungefährlich sind oder sogar als Nagespielzeug dienen können: Umso besser!
Die Sache mit dem Quieken
BITTE BITTE BITTE BITTE BITTE BITTE BITTE BITTE keine Quieke-Spielsachen für Hunde unter einem Jahr!
Hunde, die quiekendes Spielzeug bespielen sind nicht nur eine Nervensäge für alle in Hörweite. Sie sind vor allem in kürzester Zeit eines ganz wichtigen Verhaltens beraubt: Dem Loslösen des Kiefers wenn der Spielpartner vor Schmerz quiekt.
Man erlebt leider immer wieder Hunde, die nie gelernt haben, dass das Nagen an Menschenhänden ein Unding ist. Oder Hunde, die nicht los lassen wenn ihr Spielpartner vor Schmerz quiekt. Das ist in fast allen Fällen dem Unfug des Quiekespielzeugs für Welpen zu verdanken.
An dieser Stelle auch gleich der Erziehungstip: Ihr Hund nagt? Es tut weh? Er soll das nicht tun? Ersetzen Sie das „Aus“ doch mal durch einen mittel lauten quiekenden Ausruf. Schon erledigt 🙂
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