Für viele ist schon die Vorstellung, einen Egel an den Hund zu setzen, dermaßen widerlich, dass er geneigt ist, das G in Egeltherapie gegen ein K zu tauschen. (ja…jaaa… jaaaaa – da ist er, ich weiß, der Wortwitz dauert etwas, is aber gut, gell ;-)) Dabei sind die kleinen Schleimer echte Medizinwunder. Schon allein die Inhaltsstoffe ihres Speichels sind in der Natur so einmalig und helfen bei verschiedenen leichten und auch schwereren Erkrankungen wunderbar weiter. Und das ganz ohne die chemische Keule.
Das Besondere am Blutegel: sein Speichel
Der Speichel des Blutegels enthält eine Mixtur aus verschiedenen medizinisch wirksamen Stoffen, die in der Natur einmalig ist:
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Hirudin erhöht die Aktivität der weißen Blutkörperchen und hilft damit dem Immunsystem auf die Sprünge. Außerdem ist es, im Gegensatz zu Heparin (künstlicher Blutverdünner) nicht lebertoxisch.
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Eglin antiphlogistisch, wirkt also Entzündungen entgegen (interessant z.B. in der Arthrose-Therapie)
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Calin wirkt gerinnungshemmeld. Durch das Calin wird auch das Nachbluten ausgelöst, das nachdem der Egel abgefallen ist (das Nachbluten ist erwünscht, denn es reinigt die Wunde und bewirkt auch einen kleinen Aderlass)
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Orgelase wirkt bakterizid, also Bakterienhemmend, und verstärkt den Lymph- und Blutabfluss (wirkungsvoll z.B. bei Ödemen)
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Histaminähnliche Substanz erweitert die Gefäße rund um die Saugstelle und erleichtert dort lokal den Blutfluss (z.B. für schnelleren Abtransport von Hämatomen (blaue Flecken) nach Traumata)
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Apyrase Hemmt das Zusammenklumpen der Blutplättchen (Thrombozytenaggregation) und wirkt damit gerinnungshemmend (fördert den Blutfluss und bewirkt gemeinsam mit Calin das (erwünschte) Nachbluten
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Insgesamt 14 weitere Substanzen, deren Wirkungweise noch nicht komplett geklärt ist.
Toll – und wofür werden Blutegel angewendet?
Anwendungsmöglichkeiten gibt es viele, vor allem bei Hunden und Pferden kann man auch andere alternativmedizinische Anwendungen mit Blutegeln unterstützen. Hier ein Auszug der Anwendungsmöglichkeiten:
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Arthritis und Arthrose (degenerative Gelenkserkrankunen mit und ohne begleitende Entzündung)
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Sehnenentzündungen
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schlecht heilende Wunden
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Bandscheibenvorfall und Spondylose (chronisch und akut)
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Prellungen, Quetschungen, blaue Flecken, eingekapselte Einblutungen
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Furunkel, Karbunkel, Abszesse
Blutegel dürfen leider bei Hunden, die Unter Diabetes oder Blutarmut, Immunschwäche oder Gerinnungsstörungen leiden, eine Niereninsuffizienz haben oder von Tumoren befallen sind, nicht angewendet werden.
Einen Nachteil, zumindest für den Blutegel, hat die Egeltherapie: Egel gelten als Medikament, nicht als Tier und werden nach ihrem Einsatz getötet. Ein weiterer Einsatz eines einmal benutzen Egels ist aufgrund der möglichen Infektionsgefahr nicht möglich, außer Sie nehmen den kleinen Schleimer mit nach Hause und pflegen ihn für ca. 3-4 Monate. So lange dauert nämlich seine Fastenzeit, bis er wieder einsatzfähig wäre und am gleichen Patienten erneut zubeißen könnte.