Geweihstangen, Kauwurzeln und co – Zahnschaden statt Kauspaß

Veröffentlicht von

Inzwischen sieht man sie in jedem Zoohandel: Geweihstangen oder Geweihteile als Kauartikel für Hunde. Wärmstens angepriesen als Non-plus-Ultra der Hunde-Zahnpflege und als gesunde Beschäftigungstherapie für unterforderte Vierbeiner. Diese natürlichen Kaustangen machen Hund und Herr gleichsam glücklich, versprechen sie doch wochenlanges Kauvergnügen und aufgrund ihrer Härte das Fehlen der typschen „Kauartikel-Schleimspur“ auf jedem Möbelstück. So weit zur Theorie.

Der neue Trend als Kauartikel: Geweihstangen
Der neue Trend als Kauartikel: Geweihstangen

 

In der Praxis stellt sich wieder einmal heraus, dass eben nicht alles Gold ist, was die Futtermittel-Hersteller und selbsternannte Fachleute so freudig anpreisen. Geweihstangen sind als Kau-Artikel schlichtweg zu hart. Genau wie die auch immer mehr in Mode kommenden „Kauwurzeln“ und die schon von jeher nicht geeigneten Tragknochen sind auch Geweihteile so hart, dass die Zähne der Hunde beim Kauen nicht profitieren, sondern Schaden nehmen.

Abnutzung

Beim Kauen wirkt der Hundezahn nicht immer direkt von oben auf das Objekt ein, sondern es ist mehr eine schabende Bewegung, die kleine Teile des Kauartikels abträgt. Kaut der Hund nun extrem rauhe (als leuchtende Negativ-Beispiele seien hier der berühmte Stein oder der Tennisball mit seiner schleifpapierartigen Oberfläche genannt), harte Kausnacks schleift die Zahnoberfläche sich nach und nach ab. Nun haben Hunde aber von Natur aus schon relativ wenig Zahnschmelz. Das Ergebnis sind irreparabel geschädigte Zähne, deren Zahnsubstanz ohne schützende Schmelzschicht frei liegt. Die Möglichkeit, dass hier Bakterien eindringen und der Zahn vereitert erklärt sich von selbst. Außerdem ist (jeder, der schon mal auch nur ein winziges Loch im Zahn hatte weiß das nur zu gut) das Fehlen von Zahnschmelz immer mit erheblichen Schmerzen verbunden

Zahnbruch

Noch schlimmer kommt es, wenn der Zahn einen Riss bekommt oder gar bricht. Betroffen sind hiervon meist die Backenzähne, so dass das Problem oft nicht sofort bemerkt wird. Der Hund quält sich mit Zahnschmerzen, die betroffenen Zähne sind in den wenigsten Fällen noch zu retten. Meist muss der Zahn operativ entfernt werden. Für all diejenigen, denen das Argument, dass der Hund Zahnschmerzen hat, nicht ausreicht sei an dieser Stelle auf die mit einer Zahnextraktion einhergehenden Tierarztkosten hingewiesen.

Weichere Kauartikel bringen gesunden Kauspaß bis ins Alter
Weichere Kauartikel bringen gesunden Kauspaß bis ins Alter

 

Ja, Geweihstangen als Nageartikel für Hunde sind in. Ja, sie sind über den Zeitraum der Nutzung gesehen günstig. Ja, man kann überall lesen sie seien gesund. Was die Möglichkeit der Mineralstoffaufnahme angeht mag das stimmen. Nur die tollsten Mineralien nutzen gar nichts, wenn bei dem Spaß die Zähne kaputt gehen.

Mein Rat daher: Man greife freudig auf ein weniger hartes Kauprodukt zurück, diese gibt es zu Hauf. Und damit meine ich NICHT Leder-Kaustangen fragwürdiger Herkunft, sondern beispielsweise Sehnen-Artikel aus deutscher Schlachtung. (Bitte unbedingt auf die Herkunft der Kausachen achten, denn Kauknochen aus China z.b. enthalten oft die übelsten Chemikalien – wer es besonders gut meint kauft BIO).

Fazit: Geweihstangen, Geweihteile, Kauwurzeln und tragende Knochen (das heißt, Knochen die beim Futtertier die Extremitäten stützen wie z.B. der berühmte Röhrenknochen vom Rind) sind NICHT als Kauartikel geeignet. Im Sinne Ihres Hundes und seinen Zähnen: weicher ist besser oder: es lebe die Kauartikel-Schleimspur 🙂

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.