Bei Durchfall läuten beim Hundebesitzer zu Recht die Alarmglocken, denn Durchfall ist immer ein Zeichen, dass etwas nicht stimmt. Dabei sind die möglichen Ursachen mannigfaltig. Heute wollen wir uns mit einem der häufigsten Durchfall-Auslöser befassen, den Parasiten, genauer den Endoparasiten, also solchen, die IM Hund leben, speziell mit Darmparasiten und dem von ihnen hervorgerufenen Durchfall.
Darmparasiten – immer und überall ein Thema
Die meisten Hunde werden regelmäßig, mindestens jedoch ein- bis zweimal im Jahr entwurmt. Und das ist auch gut so, denn Hunde kommen beim Spazierengehen garantiert mit Wurmeiern, Larven oder Finnen (so nennt man die Lavenstadien der Bandwürmer) in Berührung. Diese Würmer können auch den Menschen befallen und ernsthaften Schaden anrichten. Vor allem Kinder und immungeschwächte oder ältere Leute sind gefährdet. Das Problem ist dabei, dass das Leben der meisten Würmer nicht komplett auf den Darm oder Darmteile beschränkt ist. Sie wandern aus, so nennt man es, wenn Würmer oder ihre Larven den Darm verlassen und sich durch andere Gewebe oder Körperteile bewegen. Manche Würmer schwimmen im Blutstrom mit, lassen sich in Lunge, Herz oder Leber, ja sogar im Gehirn nieder und fressen dort munter weiter.
Deshalb sollte wie bereits erwähnt jeder Hund regelmäßig entwurmt werden.
Ich meine an dieser Stelle übrigens „echte“ Wurmkuren vom Tierarzt, keine „Wundermittelchen“ wie Knoblauch, irgendwelche Öle oder Kräuter. Medikamente gegen Würmer sind so gestaltet, dass sie nur den Würmern, ihren Larven und Eiern schaden, nicht aber dem Hund. Die Sorge, man würde damit den Hund „vergiften“ oder dem Hund selbst schaden ist völlig unbegründet. Dass etwsa für das eine Lebewesen schädlich ist heißt nicht, dass es einem anderen auch schadet. Man denke an dieser Stelle nur mal an Schokolade. Für Hunde kann eine zu große Menge Schokolade durchaus tödlich sein, für uns Menschen natürlich nicht. Genauso ist es bei Anthelminthika, wie Medikamente gegen Würmer im Fachjargon heißen. Schädlich für Würmer, nicht für Hunde.
Das Problem mit Entwurmungen ist leider, dass sie keinerlei vorsorgenden Effekt haben, denn sie töten nur die Würmer ab, die schon vorhanden sind. Das heißt, der Hund kann sich direkt am Tag nach der Wurmkur (genau genommen nachdem er das Medikament verstoffwechselt und ausgeschieden hat) wieder mit Würmern infizieren, indem er beispielsweise eine Schnecke oder eine Maus frisst. Bei manchen Würmern wie z.B. dem gefährlichen Fuchsbandwurm (der für den Menschen bei Befall durchaus tödlich endet und auch nicht vollständig entfernt werden kann, hat er sich erst mal im Gewebe nieder gelassen) reicht es sogar, Pflanzen, auf denen sich kontaminierter Speichel oder Kot befindet, nur abzulecken.
Doch zurück zum Thema Durchfall:
Je nach Wurmart wird der Darm auf unterschiedliche Art geschädigt, entweder verbeißt sich der Wurm in der Darmwand und saugt dort direkt Blut oder Gewebsflüssigkeit ab oder er (oder eine seiner Entwicklungsstadien) bohrt sich durch die Darmwand hindurch, um in anderen Körperregionen zu schmarotzen. In beiden Fällen erleidet die Darmwand erheblichen Schaden. Der Körper möchte den Schädling natürlich loswerden und versucht, die Parasiten hinaus zu befördern. Er reagiert mit Durchfall.
Nun haben wir unseren vierbeinigen Freund erfolgreich entwurmt, der Durchfall ist aber immer noch da. Wie kann das sein?
Zum Einen geht der Schaden, den die Würmer verursacht haben, nicht einfach sofort wieder weg, wenn die Verursacher den Schauplatz verlassen haben. Zum Anderen hat der Darm durch seinen Versuch, mittels Durchfall die Parasiten los zu werden, nicht nur diese nach draußen befördert sondern auch seine Darmflora, also die guten und nützlichen Bakterien, gleich mit entfernt. Im geschädigten Darm konnten die guten Darmbakterien nicht so schnell nachwachsen wie der „Durchmarsch“ Kot, abgeschilferte Darmzellen, Würmer, Wurmeier und eben auch die Bakterien hinaus transportiert hat.
Natürlich ist der Darm nicht gänzlich frei von seinen guten Bakterien, aber das natürliche Gleichgewicht ist massiv gestört. Dass Durchfall zwar ein natürliches Reinigen des Körpers oder besser einen Reinigungsversuch darstellt heißt nicht, dass man nun einfach abwarten kann. Der Wasser- und Elektrolytverlust ist für das Tier nicht nur schädlich sondern kann sogar lebensbedrohend sein. Außerdem magern Hunde mit Durchfall ab, sie verlieren an Muskelmasse und und und. Kurz gesagt: der Durchfall muss weg.
Was also tun wenn die Darmbakterien streiken?
Als erstes sollte man den Hund auf Schonkost setzen. Das heißt: keine Knochen, keine Leckerchen, keine Kekse und auch sonst nichts, was den Magen-Darm-Trakt übermäßig reizt. Statt dessen „leichte Kost“ wie selbst gekochtes Hühnchen (natürlich ohne Knochen und ohne Salz oder Gewürze), Haferflocken mit Wasser oder aber die berühmte „morotische Möhrensuppe“. Wer nicht selbst kochen möchte kann auch auf fertige Schonkost für Hunde zurückgreifen.
Die meisten Durchfall-Erkrankungen beruhigen sich nach 2-3 Tagen Schonkost. Damit ist das Schlimmste mal vorbei und man kann langsam (!) wieder zu normaler Kost über gehen. Das heißt, man mischt immer etwas vom gewohnten Futter zur Schonkost hinzu. Sobald der Kot auch nur ansatzweise wieder breiig wird sollte man den Anteil an normalem Futter sofort wieder reduzieren.
Die Darmflora – das Gold der Magen-Darm-Trakts
Unser Hund hat also dank Schonkost aufgehört sein Innerstes nach außen zu stülpen. Damit ist allerdings noch nicht alles wieder eitel Sonnenschein. Die oben erwähnte Darmflora ist immer noch geschädigt. Nun kann man natürlich warten und hoffen, dass alles von alleine wieder wird. Das funktioniert in vielen Fällen, ist allerdings mit einer längeren Phase breiigen Stuhls und oft auch mit unschönen spontan-Häufchen oder „Geklecker“ verbunden. Bei einem Hund, der draußen lebt sicher nicht so wild, aber unsere Lieblinge wohnen mit uns in der Wohnung, sitzen auf dem Sofa oder schlafen sogar im Bett. Wir haben als lebhaftes Interesse an einem gesunden Hundedarm, denn nur so bleibt der Inhalt wo er sein soll bis wir wieder Gassi gehen, um dem Hund sein Geschäft zu ermöglichen. Schön geformtes. Draußen.
Wir aber können wir dem Hund beim Aufbau der Darmflora helfen? Die meisten werden da als erstes an sogenannte „probiotische Produkte“ denken, denn die sind ja auch für Menschen in aller Munde. Der Gedanke ist prinzipiell richtig, allerdings enthalten viele für den Menschen geeignete Produkte dieser Art, ich denke da an Joghurt oder Joghurt-Drinks, viel Zucker und meist auch Laktose. Beides sollte nicht unbedingt an Hunde verfüttert werden. Zucker ist prinzipiell nicht gut für Hunde (eigentlich für niemanden, für uns Menschen auch nicht 😉) und viele Hunde vertragen Laktose nicht. Ein Hund, der Laktose nicht verträgt bekommt von laktosehaltigen Nahrungsmitteln aber was? Genau: Durchfall. Und den hatten wir ja gerade erst mehr oder weniger erfolgreich bekämpft. Es muss also etwas anderes her, was die Darmflora wieder auf Vordermann bringt.
Glücklicherweise gibt es im Handel auch für die Aufgabe „Darmaufbau für Hunde“ ausreichend passende Lösungen.
Ein wichtiger Rat noch: Bitte lest Euch die Zusammensetzung der Darmpflege-Produkte genau durch. Manche davon enthalten einen Inhaltsstoff namens „Bentonit“ – das ist ein Bindemittel und funktioniert rein physikalisch, ähnlich wie Aktivkohle. Das heißt, es werden sowohl Giftstoffe als auch überschüssiges Wasser gebunden und aus dem Darm hinaus transportiert. Das ist eine gute Sache, außer das Tier wird mit Medikamenten behandelt, die Oral, also als Tablette, Tropfen oder Saft, eingegeben werden. Denn diese Medikamente binden dann nämlich, gemeinsam mit dem Darmpflege-Produkt eingenommen, an besagtes Bentonit und verlieren damit ihre Wirksamkeit.
Ihr solltet also bei Bentonit-haltigen Präparaten und Ergänzungsfuttermitteln unbedingt ausreichend viel Zeit zwischen oraler Medikamentengabe und Füttern des Darmpflege-Produkts einhalten. Am besten mindestens 1-2 Stunden. Bis dahin sollte das Medikament aus dem Magen-Darm-Trakt ins Blut übergegangen sein und kommt mit dem Bentonit nicht mehr in Kontakt. Bentonit wird nämlich unverändert wieder ausgeschieden und nicht verdaut oder verstoffwechselt.
Doch zurück zum Thema Probiotika und Darmgesundheit: Es heißt nicht umsonst, ein gesunder Darm ist ein gesunder Hund (naja, eigentlich heißt es, ein gesunder Darm sei ein gesunder Mensch, aber das gilt für Hunde gleichermaßen). Eine probiotische „Darmkur“ kann man auch ohne vorausgehende Durchfallerkrankung oder vorher bekämpften Parsitenbefall machen. Die Darmbakterien freuen sich über jede Unterstützung.
Darmbakterien – warum sind sie so wichtig?
Machen wir zum Ende noch einen kleinen Ausflug zum Thema wozu die viel gelobten Darmbakterien denn nun eigentlich taugen. Bakterien an sich haben ja nicht den besten Ruf, was ist an den Bakterien im Darm nun also so besonders?
Die Darmbakterien haben, und das bei allen Lebewesen, nicht nur bei Hunden, viele verschiedene Aufgaben. Zum Einen helfen sie bei der Verdauung. Das spielt beim Hund sicher eine kleinere Rolle als beispielsweise bei Rindern, die zu den Wiederkäuern gehören und ein geradezu unfassbar großes, artenreiches Mikrobiom (so nennt man die Gesamtheit der Darmbakterien) in ihrem Pansen haben. Diese verstoffwechseln beim Rind, das ja nicht nur einen Magen sondern gleich vier davon besitzt, Kohlenhydrate zu kurzkettigen Fettsäuren. Das passiert hauptsächlich im Pansen, einem der vier Rinder-Mägen, und ist für das Rind lebenswichtig. Sterben die Pansenbakterien stirbt auch die Kuh.
Ganz so schlimm ist es beim Hund nicht. Trotzdem ist das Mikrobiom auch beim Hund extrem wichtig. Es kann übrigens nicht nur ein durch Parasiten, Giftstoffe oder eine Erkrankung ausgelöster Durchfall das Gleichgewicht der empfindlichen Darmflora stören, ein Problem im Gleichgewicht kann auch wiederum Durchfall auslösen. Ein Kreislauf der flüssigen Kacke quasi 😉
Zurück zu den Aufgaben der Darmbakterien. Sie helfen auch beim Hund maßgeblich bei der Verdauung. Auch hier werden kurzkettige Fettsäuren produziert, die die Darmwand leicht passieren können und für den Stoffwechsel des Hundes eine wichtige Rolle spielen.
Außerdem haben die Darmbakterien eine zweite, mindestens genauso wichtige Aufgabe: sie sind Teil des Immunsystems. Zum einen konkurrieren sie mit schädlichen Keimen um die Nahrungsstoffe, die sie im Darm vorfinden. Wenn also sagen wir mal (nur als Beispiel, die Zahl stimmt natürlich nicht wirklich) 10 Krankheitserreger im Darm landen und dort auf 100.000 gute Darmbakterien treffen, so haben die fiesen Bakterien keine Chance, sich durchzusetzen. Zum anderen trainieren die Darmbakterien das Immunsystem des Körpers und machen ihn so widerstandsfähiger gegen Erkrankungen.
Ihr seht also, ein gesunder Darm ist weit mehr als nur der Garant für festen Stuhl und schön geformte Häufchen, die sich leicht einsammeln lassen. Die Darmgesundheit seht auch im direkten Zusammenhang mit der Gesundheit des ganzen Körpers und man sollte Störungen und Probleme was den Darm sowie den Kotabsatz angeht immer ernst nehmen. Damit ist natürlich der Durchfall gemeint, mit dem wir uns in diesem Artikel ausführlich beschäftigt haben, aber auch andere Probleme wie Verstopfung, übermäßige Blähungen, Blutungen und und und sind Probleme, die man immer ernst nehmen sollte. Den meisten Sachen kann man, rechtzeitig erkannt, mit wenig Aufwand prima Herr werden. Für einen gesunden und lebensfrohen besten Freund.